«Ich will ein bisschen schwitzen», lacht Thomas Haudenschild zur Frage, warum er eine Weiterbildung nach der anderen macht. Der 27-jährige, heute Fachverantwortlicher Betrieb und Unterhalt, ist seit 2017 mit an Bord. Nach seiner Ausbildung zum Netzfachmann startete er soeben die Ausbildung zum Netzelektrikermeister. Der 34-jährige Michael Spycher hat den Meistertitel in Installation bereits im Sack. Der Fachspezialist Kontrollwesen hat – ebenfalls nach einem Ausbildungsmarathon – nun wieder Neun- statt Zwölf-Stunden-Tage: «Beruflich gute Arbeit zu leisten und bei der Familie wieder mehr Energie zu tanken, lautet meine neue Devise.»
Als Weiterbildungsjunkies wollen sich beide nicht bezeichnet wissen. «Meine Generation flüchtet gern vor Druck», erklärt Haudenschild. «Ich dagegen möchte es mir beweisen.» Langweilig wird ihm sicher nicht, leistet er doch in vielfacher Hinsicht Dienst an der Gesellschaft: als Pikettorganisationsmitglied im Job und bei der Feuerwehr Wallisellen wie auch als Kompaniekommandant im Militär. Bis er seinen – wie es früher hiess – «Meistertitel» erlangen wird, bleibt sein Kollege Spycher der Einzige mit Meisterprüfung im Geschäftsfeld Strom. «Ein weiterer Meistertitel im Haus tut uns gut», findet Spycher. Der Rorbaser ist stolz auf das Geleistete und schätzt heute nach turbulenten Weiterbildungsjahren die flexiblen Arbeitszeiten.
Dem Meister und dem angehenden Meister geht die Arbeit nicht aus. Beide spüren die Energiewende auf ihren Schreibtischen. Wendig bewegt sich Haudenschild in seinem Aufgabengebiet, zu dem der Betrieb und Unterhalt des 200 Kilometer langen Walliseller Stromnetz inklusive Störungsdienst, Netzqualität, Schulungen, Einkauf und Lagerverwaltung gehören. Der steigende Strombedarf erfordert Investitionen ins Netz. «Neue Geräte bedürfen teils höherer Leistungen und entsprechender Installationsbewilligungen», erklärt Spycher. «Bei mir landen alle Gesuche für neue Stromanschlüsse, sei dies für Wärmepumpen, die veraltete Heizungen ersetzen, oder auch Ladestationen für Privatautos». Er prüft und bewilligt sie, fordert Sicherheitsnachweise ein und ist für die gesetzlich vorgeschriebenen, periodischen Kontrollen verantwortlich.
Gemeinsamkeiten verbinden. Die jungen Männer sind bepackt mit Fachwissen, beide Generalisten und offene Frohnaturen. Mit ihrer Offenheit undKollegialität sind sie nicht nur Mitglied sondern auch Motor guter Teams: «Wir helfen einander, mögen uns. Wir grillieren zusammen, trinken ein Feierabendbier. Das ist keine Selbstverständlichkeit», betont Haudenschild.
Ein abwechslungsreicher Zick-ZackKurs zum Meister – so könnte man ihre Lebenswege beschreiben. Beide starteten mit einer klassischen Lehre, zum Netzelektriker und zum Elektromonteur. Haudenschild legte die Berufsmatura drauf, würzte seinen Weg mit Einsätzen im Berufsmilitär, einem kurzen Ausflug ins Elektrotechnik-Studium und seinem Traum, der Fliegerausbildung in den USA. Spycher tauschte nach den ersten sechs Jahren den Handwerker-Gurt gegen Tastatur und Bildschirm bei einem Event-Veranstalter und einem Internet Service Provider, bevor ihn die Begeisterung für Technik und für’s Lernen wieder packte. Es folgten die Ausbildungen zum Sicherheitsberater und zum Projektleiter. «Ohne Bildung keine Innovation. Und ohne Innovation kein Fortschritt», findet der zweifache Vater. Den Lösungen ist auch Haudenschild auf der Spur: «Knifflige Aufgaben mag ich besonders. Wenn wir aus Problemen starke Innovationsprojekte entwickeln, sind wir auf gutem Weg.» Könnten beide etwas für die Energiezukunft erfinden, läge Spycher die nachhaltige Speicherung von Solarstrom am Herzen – ohne Abbau wertvoller Erden in armen Regionen der Welt. Haudenschild legt noch einen drauf: «Eine Maschine, die Energie verdoppelt – das wär’s». Aber auch ohne zaubern zu können: «Als junger Mensch privat und beruflich so viel machen zu können und zu dürfen», schwärmt Hobbypilot Haudenschild, «das beflügelt.»