Zwischen dem erwarteten Heizenergie-Verbrauch eines Gebäudes und den tatsächlich gemessenen Werten klafft oft eine grosse Lücke. Warum? Oft liegt es vor allem am Verhalten der Bewohnenden. Unser Igor Bosshard, der dies einst am Institut für Solartechnik SPF der Ostschweizer Fachhochschule (OST) erforschte, gibt Tipps fürs Heizen in der Übergangszeit.
Wenn ein Gebäude in der Praxis tatsächlich mehr Heizenergie verbraucht, als es in der Theorie von Fachleuten angenommen wurde, dann liegt der sogenannte Performance Gap vor. Abweichungen können zum Teil durch Fehler oder Fehleinstellungen bei der Gebäudetechnik erklärt werden. Einen wesentlich grösseren Einfluss dürfte jedoch das Verhalten der Bewohnenden haben - vor allem beim Lüften und Verschatten in den Übergangsjahreszeiten. Dann wird gerade im Frühling und im Herbst mehr Heizenergie verbraucht als erwartet.
Tipp 1: Regelmässige Stosslüftung statt ganztags offene Kippfenster
Besonders im Herbst und im Frühling werden Fenster öfter geöffnet und länger offen gelassen als in den planerischen Berechnungen angenommen. Selbst im Winter lassen nicht wenige Befragte die Fenster über längere Zeit offen. Offene Kippfenster sollten tagsüber aber vermieden werden. Abhilfe schafft regelmässiges Stosslüften. Dabei werden im Idealfall alle Fenster für 5 bis 10 Minuten vollständig geöffnet. Wenn sich das Kippen der Fenster nicht vermeiden lässt, können die Fenster bei niedrigen Aussentemperaturen auch nur einen kleinen Spalt weit geöffnet werden.
Tipp 2: Innenliegender Sonnenschutz für mehr solare Wärmegewinne
In der Untersuchung fallen auch die solaren Gewinne geringer aus als theoretisch erwartet. Der Grund dafür: Die Storen werden häufiger heruntergelassen oder bleiben fast den ganzen Tag zu. Damit wird ein Grossteil des solaren Potenzials für die passive Heizung nicht genutzt, was wiederum zu höheren Energiekosten führt. Bosshard empfiehlt, vermehrt Vorhänge für den Sicht- oder Blendschutz im Winter zu nutzen, da diese die Sonnenenergie absorbieren und die Wärme in den Raum abgeben. Der aussenliegende Sonnenschutz (Storen) sollen vorwiegend für den Sommer genutzt werden, um die Räume angenehm kühl zu halten.
Tipp 3: Vorhänge für mehr Gemütlichkeit in Wohnräumen mit grossen Fenstern
Höher als in den theoretischen Berechnungen angenommen ist oft ausserdem die Temperatur in den Wohnräumen eingestellt. Sie beträgt in vielen Wohnzimmern im Winter um 23 Grad herum. Höhere Raumtemperaturen gehen mit einer substanzielle Zunahme des Heizbedarfs einher. Sie liegt pro zusätzlichem Grad bei 6 bis 10 Prozent. Ein innenliegender Sonnenschutz wie Vorhänge kann einen Beitrag zu mehr Behaglichkeit leisten, besonders bei grossen Fensterfronten. Auf die Architektur bezogen plädiert Bosshard für eine Korrektur des Trends zu grossen Fensterfronten.